Forschende des Konsortiums „DBAGeneCure“ wollen Diamond Blackfan Anämie mittels Gentherapie heilen
Die Diamond-Blackfan-Anämie (DBA) ist eine seltene, angeborene Erkrankung, die sich bei den meisten Patient*innen in Form einer Anämie (Blutarmut) zeigt. Sie wurde erstmals im Jahr 1938 von den amerikanischen Kinderärzten Louis Diamond und Kenneth Blackfan beschrieben. Die DBA ist durch eine Störung der Bildung roter Blutkörperchen charakterisiert und geht häufig mit anderen angeborenen Fehlbildungen und einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen einher. Mögliche Therapien sind die Gabe von Kortikosteroiden und Bluttransfusionen, eine Heilung ist bislang nur durch eine Knochenmarktransplantation möglich. Forscher*innen und Ärzt*innen aus Madrid, Brüssel, Paris, Freiburg und Heidelberg haben sich nun zum Konsortium „DBAGeneCure“ zusammengeschlossen um die Sicherheit und Wirksamkeit einer Gentherapie als alternative Methode zur Heilung der DBA in einer präklinischen Studie zu erforschen. Auch Patientenorganisationen wie die „Diamond-Blackfan-Anämie Selbsthilfe e.V.“ beteiligen sich an dem Konsortium. DBAGeneCure wird im Rahmen des EU Programms „European Joint Programme on Rare Diseases“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 1,7 Mio € gefördert. Die Aufgaben des Freiburger Teams am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin unter Projektleiterin Professorin Charlotte Niemeyer sind unter anderem die Rekrutierung und Aufklärung von Studienteilnehmer*Innen, die klinische und genetische Diagnose der DBA, die Gewinnung und Konservierung von Biomaterial und die funktionale und molekulare Charakterisierung von hämatopoetischen Stamm- und Vorläuferzellen. Grundlage hierfür bilden das Deutsche DBA Register, das derzeit mehr als 600 zumeist in Deutschland lebende Patient*innen mit einer DBA erfasst und unter Leitung von Frau Professorin Niemeyer von Freiburg aus koordiniert wird, und die HILDA Biobank am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Freiburg, wo Biomaterialien verarbeitet und archiviert sowie zugehörige medizinische Daten gesammelt werden, um sie zielgerichtet und transparent in der Forschung zum Wohl der Patient*innen einzusetzen.
Pressemitteilung DBAGeneCure
Marianne und Boris sind Eltern von zwei betroffenen Kindern:
„Seit Geburt an leiden Josefine (4 Jahre) und Luis (5 Jahre) an DBA (Diamond-Blackfan-Anämie). Das bedeutet, dass sie transfusionsabhängig sind und daher auch schwere Medikamente gegen die Eisenüberlagerung nehmen müssen. Josefine und Luis produzieren keine roten Blutkörperchen und müssen daher alle drei Wochen zur „Bluttankstelle“ in die St. Anna Kinderklinik, wo sie transfundiert werden.
Die Forschung allerdings, warum es zum Ausbruch von DBA kommt, steckt nach wie vor in ihren Kinderschuhen. Wir sehen uns nicht nur in unserer Liebe den Kindern gegenüber verantwortlich alles zu tun, um herauszufinden, welche Ursachen DBA hat, sondern sind der Überzeugung, dass die Erforschung dieser Ursachen weitreichende Erkenntnisse auch für andere Fälle der Erkrankung des blutbildenden Knochenmarks bringen kann.
Aus der Literatur wissen wir, dass in sehr vielen Fällen die Erforschung von Krankheiten ihren Ausgangspunkt in der Betroffenheit Einzelner gefunden hat und in ihrem rastlosen Engagement, sich nicht mit dem Status Quo zufrieden zu geben. Alle diese Fälle wollen wir als Vorbild nehmen und sind überzeugt, in der Kooperation mit dem Team vom IMBA aus diesem Anlass heraus etwas Großartiges für die Wissenschaft und die Erforschung von seltenen Krankheiten leisten zu können. Und natürlich liegt es uns am Herzen, für unsere beiden Kinder Josefine und Luis eine Antwort auf ihr Leiden zu finden“.
Die Arbeitsgruppen von Prof. Josef Penninger (IMBA) und Dr. Javier Martinez (Medizinische Universität Wien/IMBA) versuchen, die molekularen Mechanismen von DBA aufzuklären, die der Erkrankung zu Grunde liegen. Aus Blutproben der betroffenen Familie werden Zellen zur Analyse gewonnen. Danach sollen Zellen aus dem Bindegewebe und dem Blut zur Gewinnung von noch nicht spezialisierten Stammzellen herangezogen werden, um diese anschließend in Zelllinien roter Blutkörperchen zu differenzieren. Davon erwartet man sich wichtige Aufschlüsse über jenen Reifungsschritt im Laufe der Bildung von roten Blutkörperchen, der bei den Patienten gehemmt ist. Dieses molekulare Verständnis ist für das Entwickeln einer möglichen Therapie notwendig.
Therapieoptimierungsstudie
Von Freiburg aus führt Frau Prof. C. Niemeyer mit Mitarbeitern seit dem Jahr 2000 eine nationale Therapieoptimierungsstudie durch. Hauptziel dieser Studie ist es, möglichst alle DBA-Patienten in Deutschland zu erfassen und bezüglich Diagnostik und Therapie entsprechend den Vorgaben eines Studienprotokolls und internationalen Consensus-Richtlinien gemeinsam mit den Ärzten vor Ort zu betreuen. Hierdurch möchten wir erreichen, die langfristige Betreuung von DBA-Patienten zu optimieren und somit Lebensqualität und Prognose zu verbessern. Im Rahmen unserer Studie bieten wir neben diagnostischen Tests (Adenosindesaminase / ADA, Hämoglobin F, Knochenmarkbeurteilung) auch allen DBA-Patienten die Möglichkeit an, sich zu einem ausführlichen beratenden Gespräch in Freiburg vorzustellen.
Europäisches Diamond-Blackfan-Anämie-Konsortium (EuroDBA)
Das erste EuroDBA Konsortium wurde 2012 mit dem Ziel gegründet, neue genetische Defekte zu identifizieren und die Pathogenese von DBA zu untersuchen. Seither wurden erfolgreich die großen europäischen DBA-Patientenregister etabliert, neue Gen-Mutationen identifiziert und charakterisiert, sowie Studien zu neuen molekularen Pathomechanismen publiziert. Dies führte zu großer internationaler Akzeptanz und Beachtung, sowohl in der DBA-Forschergemeinschaft als auch bei Patienten. Um diese erfolgreiche Arbeit weiterzuführen, soll das Konsortium um weitere europäische Gruppen erweitert werden. Diese sollen bei der Etablierung nationaler Register/Biobanken und Patientenselbsthilfegruppen unterstützt werden.
Forschungsprojekt Euro-DBA
Im Rahmen eines Verbundprojektes der Kliniken Freiburg, Utrecht und Paris wurde das Forschungsprojekt EURO-DBA mit Einzelforschungen gestartet.
www.gesundheitsforschung-bmbf.de und bei Suchbegriff „Diamond“ eingeben